Montag, Januar 15, 2007

Praegende Eindruecke

Keiner kommt von einer Reise so zurück,
wie er weggefahren ist.

Graham Greene


Obwohl dies viele Leute, zuhause wie auch in der Ferne, nicht verstehen koennen, ist Reisen nicht gleich Ferien. Reisen heisst mit viel Zeit und "wenig" Geld spontan und flexibel unterwegs zu sein. Tut man dies noch offen und interessiert, kann man dabei viel erleben und lernen.

Reisen heisst aber nicht nur "Spass ohne Ende", es heisst auch "verzichten".

Unsere Reise war mit all den Hochs und Tiefs genial! Wir genossen es ohne grosse Verpflichtungen und Stress zu leben und fuehlten uns dadurch sehr frei. Auch das Vorhandensein von Zeit war eine neue Erfahrung fuer uns.

An das einfache Leben aus dem Rucksack mit nur drei paar T-Shirts (welche wir natuerlich nicht jeden Tag wechseln konnten) hatten wir uns schnell gewoehnt. Es war eine gute aber zwischendurch etwas stinkende Erfahrung. Als wir in Santiago mit Treckinghosen und Treckingschuhe den Techno-Schuppen der Stadt besuchten, fielen wir schon etwas aus der Reihe.

Dass man beim Reisen andere Laender, Kulturen, Sprachen und Menschen kennen lernt ist allen klar, aber wir haben auch uns selber besser kennen gelernt. Wir vermissten Dinge, die uns vorher nie wichtig erschienen und erkannten sogar eigene Macken. z.B. Mac will immer die perfekte Entscheidung faellen und darueber kann er dann Stundenlang gruebeln. Regi sind saubere Toiletten das wichtigste ueberhaupt geworden und sie laeuft lieber 10 min. ins Guesthouse zurueck, als die Toilette des Restaurants zu benutzen.

Wenn man sich als Reisender um den Kontakt mit Einheimischen bemueht, geben sie einem gerne einen Einblick in ihr Leben. Oftmals bewunderten wir dann die Leute und fragten uns, wie man auf diese Art wohl leben kann. Sofort wurde uns dann wieder bewusst, wie gut wir es in der Schweiz eigentlich haben. In China z.B. kauft man vor dem Arztbesuch ein Ticket. So wird die Bezahlung des Arztbesuches sicher gestellt und folglich werden nur Leute mit Geld behandelt.

Jedes Land benutzt anderes Geld, jeder Ort ein andseres Bussystem, jedes Guesthouse eine andere Hausordnung und genau diese Dinge machen Reisen interessant, aber es braucht auch Energie. Waehrend unserer Reise wechselten wir, abgesehen von den beiden Sprachaufenthalten, alle drei Tage unser Bett. Kein Wunder sind wir Reisemuede geworden.

Natuerlich lernten wir unterwegs viele Leute kennnen und mit einigen haben wir sogar einen Teil unserer Reise unternommen. Dies ist sehr interessant, aber es kommt immer wieder das "Aufwiedersehen" und bei vielen wussten wir, das wir besser "Mach es Gut" gesagt haetten. Dabei haben wir gelernt die Menschen besser einzuschaetzen. Die meisten sind sehr oberflaechlich und ein tief schuerfendes Gespraech ist nur mit wenigen moeglich.

Die Schweiz ist auf der ganzen Welt bekannt und meistens wird man hoefflich aufgenommen. Die einen wittern Geld und die anderen sind danach stolz, einen Schweizer zu kennen. In Suedamerika fragten uns Leute ernsthaft, ob es stimme, dass man in der Schweiz sehr viel arbeite und keine Zeit habe, um mit seinen Freunden eins trinken zu gehen. Wir mussten die Frage mit ja beantworten.

"Laendlermusik und Schwingfest ist was fuer Bauern" und in der Ferne interessiert man sich genau fuer diese Dinge. Alle Leute rennen in die Mongolei um ein authentisches Naadam-Fest mitzuerleben. Da werden Pferderennen abgehalten, es gibt Ringkaempfe und es wird mit Pfeil und Bogen um die Wette geschossen. Die Leute tragen traditionelle Kleidung und tanzen zu traditioneller Musik. Natuerlich will man auch noch etwas traditionelles zu futtern haben. Vielleicht sollte man fuer die Traditionen des eigenen Landes auch ein bisschen offener sein.

Wir sind sehr froh, dass wir diese Reise gemacht haben. Es war immer ein grosser Traum und jetzt wissen wir wie die Cu-Chi-Tunnels aussehen, wie Yak-Butter-Tee schmeckt und wie der Wind in Patagonien blaest. Wir wissen nun auch, dass es hart ist ein Jahr zu reisen.

Am meisten bedauern wir die But-People (Aber-Leute). Das sind Leute, die immer von einer Reise traeumen aber ihr ganzes Leben bereits verplant haben. Die Reise kommt aber im Lebenskalender nicht vor und so haben sie immer eine Ausrede, die erklaert, warum sie ihre "Traumreise" nicht machen koennen. Meistens haben sie gerade kein Geld (weil sie gerade was gekauft haben) oder keine Zeit (weil sie gerade Karriere machen). Dabei ist Reisen mit dem Rucksack vor allem in Asien nicht teuer und eine Kuendigung schreiben kann jeder. Die Frage ist nur, ob man wirklich will.

Wie weit wir uns waehrend unserer Reise veraendert haben, wird sich zeigen, aber: "Keiner kommt von einer Reise so zurück, wie er weggefahren ist."