Mittwoch, November 29, 2006

Bienvenido a Patagonia

Das Reisen mit Andrea und Maesi war fuer uns in ungewohnter Geschwindigkeit und wir waren am Ende ehrlich gesagt etwas erschoepft. Nichtsdestotrotz fuhren wir noch am selben Tag, an dem wir die beiden zum Flughafen brachten, mit dem Nachtbus nach Pucon. Der Laerm von Santiago war uns noch viel zu gut in Erinnerung und wir wollten so schnell wie moeglich raus aus der Metropole.

Pucon mit dem Vulkan Villarica im HintergrundGluecklicherweise fanden wir in Pucon ein huebsches Guesthouse, wo wir dann fast eine Woche verweilten. Pucon ist eine Touristenhochburg aber weil noch Nebensaison war, war das Doerfchen noch nicht ueberlaufen und es herrschte eine angenehme Atmosphaere. Als wir den Besitzer des Guesthouses am dritten Regentag nach dem Wetterprognosen fragten, meinte er nur: "¡Bienvenido a Patagonia!".

Mit dem Velo unterwegs zum Caburgua SeeSchliesslich zeigte sich die Sonne trotzdem noch und wir konnten den Vulkan Villarica (Den Goldesel von Pucon) sehen, der uns etwas ans Matterhorn in Zermatt erinnerte. Mehrere Male wollten uns Bergfuehrer ueberreden den aktiven Vulkan zu besteigen doch der Preis (CLP 35'000 = CHF 82) fuer die Tagestour in einer Gruppe mit 6 Personen war unverschaemt hoch. Obwohl die Besteigung fuer schweizerische Verhaeltnisse einfach ist, wird man ohne Fuehrer nicht in den Nationalpark eingelassen.

Sicht vom Huerquehue NP auf den Vulkan VillaricaAnstelle der Besteigung des Vulkans machten wir schliesslich eine Velotour zum Caburga-See, besuchten die natuerlichen Thermalbaeder "Thermas Los Pozones" und machten eine Wanderung im Nationalpark "Huerquehue". Als eines Nachts der Rauch ueber dem Vulkan rot aufleuchtete, fuchste es Mac schon ein bisschen, dass er sich gegen den Vulkan entschieden hatte. Der Kopf gab es ihm einfach nicht zu, dass ein chilenischer Bergfuehrer fuer diese Memmentour ueber CHF 500 einkassieren soll.

Im Hafen von Puerto MonttMit einer sechsstuendigen Busfahrt gelangten wir weiter nach Puerto Varas. Der Einfluss der deutschen Einwanderer war hier nicht mehr zu uebersehen und obwohl das Landschaftsbild vom Vulkan Osorno dominiert wird, erinnert die ueppige Graslandschaft mit den Kuehen extrem an unsere Heimat. Im Nachbardorf "Nueva Braunau" besuchten wir das "Museo Aleman", welches Gegenstaende der Einwanderer ausstellt. Weil wir alleine waren, erhielten wir eine Fuehrung vom Besitzer hoechstpersoenlich. Dieser war extrem ambitioniert und demonstrierte uns die Funktion der meisten Geraete. Noch nie hatten wir ein Grammophon oder ein Polyphon live gehoert. Auch eine mechanische Apfel-Schael-Maschine hatten wir noch nie in Aktion gesehen.

Unsere FaehreEine weitere kurze Busfahrt fuehrte uns nach Puerto Montt, wo wir wieder auf Michael stiessen. Den Australier hatten wir bereits in Santiago kennen gelernt und zufaellig war er wie auch wir auf dem Weg nach Puerto Natales. Um von Puerto Montt nach Puerto Natales zu gelangen gibt es drei Moeglichkeiten: Mit einem Fahrzeug via Argentinien, mit dem Flugzeug via Luft oder mit dem Schiff via Wasser.

Cargo nach Puerto NatalesWir hatten uns fuer letzteres entschieden und schon am naechsten Tag bestiegen wir die Faehre. Obwohl wir in der billigsten Klasse reisten, war es eine sehr angenehme Reise. Unsere Betten waren in einem offenem Vierer-Abteil, wobei die beiden oberen Betten leer blieben (Dank sei der Nebensaison) und so genuegend Platz vorhanden war. Die Faehre fuehrte uns waehrend vier Tagen durch das Insel-Labyrinth entlang der Kueste Chiles (Karte).

Campo de Hielo SurLeider wurde das Wetter bereits vor dem Auslaufen in Puerto Montt zusehends schlechter und verbesserte sich erst in Puerto Natales wieder (Undank sei der Nebensaison). Trotz der beschraenkten Aussicht vom Schiff, gab es immer wieder ein Highlight an Board. Wir passierten Inseln mit schlafenden Seeloewen, ein verrostetes Schiffswrack, ein Gletscherabbruch ins Meer, eine Meerenge (80m) welche das Geschick des Kapitaens forderte und das Doerfchen "Puerto Eden" am Ende (Arsch) der Welt. Als wir schliesslich in Puerto Natales einliefen, wurden wir mit starkem Wind und April-Wetter willkommen geheissen.

Freitag, November 10, 2006

Besuch von Andrea und Maesi

Als Andrea (Mac's Schwester) und Maesi (ihr Freund) uns am 1. Maerz 06 zum Flughafen in Kloten fuhren, kam die Idee auf, dass sie uns waehrend unserer Reise besuchen und ein Stueck begleiten koennten. Ehrlich gesagt haben wir nie richtig daran geglaubt. Ihr Kleinglaeubigen! Die Idee wurde zum Plan und am 26.10 fuhren wir schliesslich zum Flughafen in Santiago um sie dort abzuholen. Schon lange hatten wir uns auf diesen Tag gefreut und endlich war es nun soweit.

Die ersten 2 Tage ihres Besuches fuehrten wir sie in Santiago herum und zeigten ihnen die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten. Das Wetter war nicht besonders gut und so verbrachten wir viel Zeit in Cafes, wo sie uns die News von Zuhause erzaehlten. Ausserdem mussten wir uns noch entscheiden, ob wir in den Sueden oder Norden von Chile reisen moechten. Da der Sueden landschaftlich der Schweiz aehneln soll und auch noch etwas kalt war, entschieden wir uns fuer den Norden.

Die farbigen Haeuser in ValparaisoAls Erstes ging es dann nach Valparaiso. Diese Stadt war einst der wichtigste Hafen Suedamerikas, gehoert heute zum UNESCO Weltkulturerbe und ist bekannt fuer die farbigen Haeuser und die alten Aufzuege, welche die Uferzone mit den hoeher gelegenen Stadtteilen verbinden. Beim naeheren Betrachten wurde uns klar, wieso das farbige Anstreichen der Haeuser gefoerdert wird. Viele Haeuser sind aus Blech und teilweise ziemlich verrostet. Beindruckt haben uns auch die alten Klapperbuse, welche in der Stadt noch verkehren. Das absolute Highlight war aber, als wir die gegrillten Cervelats verzehrten, welche uns Andrea und Maesi aus der Schweiz mitgebracht hatten. Maesi hat den Event leider verpennt. Er war nicht wach zu kriegen.

Sicht von Valparaiso nach Vina del MarAuch Vina del Mar, die Nachbarstadt von Valparaiso, war ein Ausflug wert. Da wir es aber verpasst hatten, aus dem Bus auszusteigen, landeten wir in der Aglo, wo wir uns nicht sicher waren, ob das Verlassen des Busses eine gute Idee sei. Schliesslich blieben wir bis zur Endstation sitzen um dort gleich wieder einen Bus zurueck zu nehmen. Beim zweiten Mal hat es dann geklappt mit Aussteigen.

Pferdetrekk im Elqui-TalDie naechste Station unserer Reise war La Serena, wo wir uns in einem gemuetlichen Guesthouse niederliessen. Obwohl La Serena eine Stadt ist, hat das Zentrum Dorfcharakter und die Leute waren ausgesprochen freundlich. Als sich die Sohle von Mac's Teva-Sandalen wieder einmal abgeloest hatte, suchten wir einen Schuhmacher auf. Obwohl der Schuhmacher etwas betrunken war, hatte er die Sohle schnell geklebt und genaeht.

Beim Fruehstueck in San PedroWaehrend der Reperatur lernten wir Carlos kennen, der sein Lebensunterhalt auf der Plaza mit Karikaturen und Portraet malen verdient. Gitarre spielen kann er auch und gab uns seine eigenen Songs zum Besten. Lustig war, dass er den Schuhmacher mit "Maestro" ansprach, was hier anscheinend noch ueblich ist.

Kirche von San PedroDie Reise fuehrte uns weiter nach Pisco Elqui, ein Doerfchen in einem kargen Tal. Der Fluss Elqui ermoeglicht es aber, im Talboden Rebbau zu betreiben. Aus den Trauben wird der beruehmte Pisco (Schnaps) gemacht, den wir alle nicht besonders moegen.
Hoch zu Ross besuchten wir hier eine Pisco-Brennerei und obwohl Maesi allergisch auf Pferde ist, nahm er am Horsetrek teil. Das staendige Niessen war allerdings kaum zu ueberhoehren.

Vikunjas (Lama) auf 4500mNach einer 18h Busfahrt erreichten wir San Pedro de Atacama, eine Oase in der Wueste Atacama. Das Doerfchen mit den kleinen weissen Haeuschen und einer Kirche aus der Kolonialzeit hat viel Charm und ist wegewn seinen nahgelegenen Sehenswuerdigkeiten sehr touristisch.

Geysir in El TatioSchon am naechsten Morgen um 4:00 fuhren wir zu den Geysiren in El Tatio auf 4300m. Die Dampfsaeulen und das blubbernde Wasser war sehr beeindruckend. Als die Sonne aufging, gab es ein kleines Fruehstueck. Es beinhaltete unter anderem Eier, welche kurz in einem dampfendem Tuempel hart gekocht wurden.



Bad in einer LaguneEin weiterer Ausflug fuehrte uns zu den Lagunen im Salar de Atacama, welcher der drittgroesste Salzsee der Erde ist. Das Wasser in den Lagunen ist so salzig, dass man sich ohne zu schwimmen auf der Oberflaeche treiben lassen kann. Nachdem wir uns an der Sonne getrocknet hatten, kamen wir uns vor wie Salzheringe. Die Haut war bedeckt mit einer richtigen Salzkruste.

Der Salzsee ist wirklich salzigAls die Sonne unterging, leuchtete der See, das Salz und die dahinterliegenden Berge in allen moeglichen Farbtoenen.
Am naechsten Tag war Ruhetag angesagt. Das Reisen mit Andrea und Maesi war schneller als normal und fuer uns fast ein bischen stressig. Zum Glueck erging es ihnen ebenso.

Flamingos am SalzseeMit einem weitern Nachtbus machten wir uns auf den Weg zurueck nach Santiago mit Zwischenstopp in Copiapo. Wir wussten, dass diese Doerfchen nicht sehr viel zu bieten hat, aber noch einmal nach La Serena wollten wir nicht. Als wir um 6:00 in Copiapo ankamen, war die Stadt ausgestorben.

Baum auf dem SalzseeNur die Strassenkoeter begleiteten uns, um die einzelnen Gaesthaeuser abzuklappern. Leider waren die meisten voll und nach 2h waren wir gluecklich, dass wir endlich ein Vierer-Zimmer fanden, obwohl der Preis im Verhaeltnis zu den Ameisen in Andrea's Bett etwas hoch war.

Geburi von MaesiAm naechsten Tag mustten wir bereits den naechsten Nachtbus nehmen um nach Santiago zu gelangen. Dort war es inzwischen ziemlich heiss geworden. Das kuemmerte Andrea und Maesi wenig, denn am 10.11 begleiteten wir sie zum Flughafen, von wo sie zurueck in die kalte Schweiz flogen. Etwas niedergeschlagen fuhren wir vom Flughafen zurueck in die Stadt und erledigten dort noch einzelne Dinge bis zu unserer Weitereise in den Sueden Chiles.