Dienstag, Dezember 26, 2006

Pferdetrek im Miniformat

Wie geht es weiter? Dies war die Frage, welche uns in den naechsten Tagen beschaeftigte. Nachdem wir uns eingestanden hatten, dass wir vielleicht doch etwas unsicher sind mit dem ganzen Projekt entschieden wir uns zu Bequi in El Hoyo zu fahren, um dort mit ihm eine gefuehrte Mehrtagestour zu unternehmen. So koennten wir etwas mehr Erfahrung sammeln und bekaemen einen Eindruck vom Pferdetrekking in Argentinien. Bequi war uns bekannt von Mirjam und Simon. Er war der Gaucho, welcher ihnen vor ein paar Jahren geholfen hatte ihren Pferdetrek zu realisieren.

Die PampaKurz nachdem wir die Bustickets gekauft hatten, erreichte uns eine traurige Nachricht von zuhause. Mac's Grossvater war gestorben. Fuer uns war das Ereignis etwas unerwartet und nach langem Hin und Her entschieden wir uns, unsere Reise abzubrechen um an der Beerdigung teilnehmen zu koennen. Es kam aber anders. Viele Fluege waren der Weihnacht wegen ausgebucht und schliesslich fehlte British Airways irgendeine Nummer um unsern Flug in nuetzlicher Frist verschieben zu koennen. Gezwungenermasse setzten wir unsere Reise wie geplant fort und kamen am Morgen nach einer zweitaegigen Busfahrt in El Hoyo an und quartierten uns in der Naehe von Bequi im Chacra Millalen ein.

Chacra MillalenDas Chacra Millalen ist ein kleiner Bio-Betrieb. Er umfasst einen grossen Garten, ein paar Haeuschen, einige Obst-Baeume und eine grosse Weide mit Pferden. Durch das ganze Anwesen schlaengelt sich ein Bach und wenn die Sonne scheint, koennte man meinen, man sei im Paradies. Die Besitzer sind ausgesprochen freundlich und das Essen, welches hauptsaechlich aus dem Garten kommt, ist wunderbar.

Leider war das Wetter nicht so "paradiesisch". Die Sonne zeigte sich nur sporadisch und die Einheimischen meinten, dass dies doch etwas abnormal fuer diese Jahreszeit sei.

Regi und Bequi beim FurtenWir liessen uns nicht abschrecken und unternahmen einige Ausritte mit Bequi. Bequi ist ein gemuetlicher Strahlemann, der immer was Lustiges zu erzaehlen hat. Manchmal mussten wir uns am Sattel festhalten um vor lauter Lachen nicht vom Pferd zu fallen.

Auf dem Weg zur LaguneSeine Pferde sind genial. Obwohl sie immer wieder von Touristen geritten werden, sind sie nicht "versaut". Mit Gewichtsverlagerung und etwas Zuegel sind sie einfach zu steuern und das "Bocken" scheinen sie nicht zu kennen. Sie gehen durch jeden Bach und ueber jedes Terrain. Wenn Bequi sie von der Weide ruft, kommen sie daher getrottet. Alles in allem einfach Traumpferde.

Mac's PackpferdDas Highlight unseres Aufenthalts in El Hoyo war der Zweitagestrip zur Lagune Alerce. Dabei kam unser Packsattel, den wir seit Santiago mit uns schleppten, endlich zum Einsatz. Auch das Vorder- und Hintergeschirr war nicht umsonst, denn der Weg fuehrte steil den Berg hinauf.

Laguna AlerceAngekommen bei der Lagune, versorgten wir die Pferde und stellten unsere Zelte auf. Danach gab es den obligaten Mate (einen Tee, den die Argentinier immer und ueberall trinken) und Bequi grillierte ein Huhn fuers Nachtessen. Als es dunkel (und kalt) wurde, versuchten wir uns im Fischen. Obwohl unsere Angelausruestung ziemlich einfach war (Silch, Haken, Wurm), war der Erfolg beachtenswert. Bequi fing fuenf und Mac eine Forelle. Eine davon gab es dann am naechsten Morgen zum Fruehstueck. Danach wanderten wir zu einem Aussichtspunkt und im Laufe des Nachmittags ritten wir zufrieden zurueck zum Chacra.

Los Tres Chiflados beim MateWaehrend unseres Aufenthalts in El Hoyo kamen wir zum Entschluss, dass wir voll von Eindruecken und leer von Energie sind. Der Start mit unserem Pferdetreck in El Chalten waere grundsaetzlich moeglich gewesen. Es haette einfach etwas mehr Geduld und Willen gekostet und das hat uns eben gefehlt. Mac nagt immernoch ein wenig an der Sache aber Regi ist ganz zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte: "Es waere sowieso nur eine riessen Strapaze geworden!" Ganz nach dem Motte: " Man muss es nehmen, wie's kommt!" Was Regi prinzipiell besser kann als Mac.

Nachdem wir im Chacra Millalen mit Rundtaenzen mal auf etwas andere Art Weihnachten gefeiert hatten, fuhren wir am 25. Dezember weiter nach Bariloche.

Freitag, Dezember 08, 2006

1. Versuch = Misslungen

Bereits in El Calafate versuchten wir Leute zu finden, die uns etwas ueber den Erwerb von Pferden und Ausruestung erzaehlen koennen. Dies war nicht ganz einfach, ist El Calafate doch eine Touristenhochburg und Pferde fuer die meisten Ansaessigen kein Thema mehr.

Nach langem Herumfragen stiessen wir auf Esteban, der uns nicht nur Infos geben konnte, sondern gerade 3 Pferde mit Ausruestung verkaufen wollte. Seine Estancia lag etwas ausserhalb von El Calafate und wir besuchten ihn dort mit unserem Mietauto. Die Pferde wollte er uns nach El Chalten bringen, weil es dort besser zum Starten des Trekks waere und einer seiner Angestellten wuerde uns vorher noch das Noetigste beibringen. Leider war er ein Business-Man und nannte bei jedem Angebot auch gleich einen stolzen Preis. Sogar fuer das Campieren auf seiner Estancia wollte er noch abkassieren.

Mit diesem Angebot in der Tasche fuhren wir, wie bereits im letzten Eintrag erzaehlt, erstmals weiter nach El Chalten.

El Chalten, bestehend aus Unterkuenften und RestaurantsAm ersten Morgen in El Chalten schien die Sonne, aber es blies ein heftiger Wind. Mac machte sich auf den Weg zu Gerardo, welcher im Dorf die Ausritte in den Nationalpark anbietet. Dieser war etwas harsch. Er wollte keine Pferde verkaufen und schickte Mac gleich weiter zu einem Señor Guerra. Dieser war ein aelterer Herr in Gaucho-Kleidung. Er erklaerte, dass er der erste Bewohner in El Chalten war und bis anhin bei den meisten Expeditionen am Fitz Roy mit seinen Packpferden beteiligt war. Nun sei er pensioniert und verkaufe alles. Natuerlich hatte er auch 3 Pferde mit Ausruestung zu verkaufen und der Preis war erst noch besser als beim Business-Man in El Calafate. Ausserdem offerierte er uns auch gleich seine Unterstuezung in den Vorbereitungen unseres Trecks und etwas Unterricht im Umgang mit den Pferden. Dies war genau das, was wir gesucht hatten! Wir entschieden uns fuer einen Startversuch in El Chalten und verabschiedeten uns von Michael, der uns nun seit Puerto Montt begleitet hatte.

Obwohl in Suedamerika die Sommerferien noch nicht begonnen hatten, war El Chalten voll von Touristen. Viele reservierten weit im Voraus und als Folge mussten wir alle zwei Tage unser Guesthouse wechseln. Campieren waere auch moeglich gewesen, aber das wollten wir fuer den Treck aufheben. Im Lebensmittelladen kamen sie nicht nach mit auffuellen und es wurde uns gesagt, das die Busse welche nach El Calafate verkehren schon mal ueber mehrere Tage ausgebucht sein koennen. Weil es in El Chalten keine Bank gibt, war eine Reise zurueck nach El Calafate sowieso geplant.

Wir entschieden uns, weitere 5 Tage in El Chalten zu bleiben um mit Señor Guerra etwas zu arbeiten und dann nach El Calafate zu gehen um Geld zu beziehen und fehlende Ausruestung zu kaufen.

Waehrend diesen 5 Tagen war das Wetter miserabel und es stuermte und regnete. Unser pensionierte Gaucho war sehr beschaeftigt und hatte kaum Zeit fuer uns. Mac nutzte die Zeit um die Karten zu studieren und Regi plauderte mit den anderen Reisenden im Guesthouse.

Der Hof von Señor GuerraAm Tag vor der Reise nach El Calafate war es saukalt und es windete brutal. Die Pferde hatten wir inzwischen einmal kurz gesattelt und konnten zwei davon kurz reiten, wobei das Pferd von Mac ziemlich zickte. Ausserdem hatten wir eine riesige Liste, was wir alles noch in El Calafate kaufen sollten. Abgesehen von Gegenstaenden wie Hufeisen, Raspel, Hacken und Blache mussten wir auch noch fuer 15-20 Tagen Nahrung einkaufen, da die die Reit-Route vorher an keinem Dorf vorbei fuehrte, wo wir Nahrungsmittel haetten kaufen koennen. Die Nahrung musste unverderblich und um das Packpferd nicht zu ueberlasten leicht sein. Der Menue-Plan sah dementsprechend einfach und langweilig aus.

Mac hatte ein ungutes Gefuehl! Sollten wir nun wie geplant nach El Calafate gehen um eine Menge einzukaufen, obwohl wir noch nicht sicher waren, ob wir die Pferde ueberhaupt kaufen wollte? Der Gaucho hatte nicht wirklich Zeit, das Wetter war miserabel und der erste Teil der Route schien einer der schwierigsten zu sein. Ausserdem wussten wir nicht, ob wir die fehlende Ausruestung, welche man bei uns in jedem Eisenwarenladen kriegt, in El Calafate ueberhaupt bekommen wuerden. Die ausgebuchten Hotels und Busse liessen eine Verschiebung praktisch nicht zu.

Wir ueberlegten uns, ob El Chalten wirklich der Ort fuer den Start unserers Trips ist. Schliesslich entschlossen wir uns nach einer langen Diskussion das Ganze abzubrechen und etwas weiter in den Norden zu reisen, wo die Besiedlung etwas dichter ist und die Doerfer weniger touristisch sind.

Nachdem wir den Gaucho darueber informiert hatten, zweifelte Mac den Entscheid natuerlich sofort wieder an. Haetten wir uns vielleicht besser vorbereiten sollen? War es falsch dieses Unternehmen ans Ende unserer Reise zu setzen und fehlt uns einfach die noetige Energie? Vielleicht war das die Chance und wir haben sie versaut!

Als wir schliesslich frustriert zurueck nach El Calafate kamen und uns die Frau vom Hostel mitteilte, dass die meisten Geldautomaten in der Stadt leer seien, wurden wir in unserem Entscheid wieder etwas bestaerkt.

Sonntag, Dezember 03, 2006

Patagoniens Hoehepunkte

In Puerto Natales mieteten wir uns in einem billigen Gasthaus ein. Puerto Natales ist schon ziemlich touristisch, da von hier der beruehmte Nationalpark "Torres del Paine" gut zu erreichen ist. Und wie immer wo viele Tourtisten sind, ist es auch in Puerto Natales so, dass ein grosses Angebot an "Kaffee und Kuchen" besteht. Dies nutzten wir dann erstmals aus. Weil die Reise auf dem Boot eher zu den angenehmeren und gemuetlicheren Teile unserer Reise zaehlt, waren wir ausgeruht und fuhren bereits am naechsten Tag zu den "Torres" los.

Los CuernosDer Australier Michael hatte sich entschlossen uns weiterhin Gesellschaft zu leisten. Nach einer vierstuendigen Busfahrt kamen wir dann endlich im Nationalpark an. Wir liefen den so genannten "W-Circuit" ab. Dafuer brauchten wir vier Tage. Da Michael kein Zelt hatte, musste er immer vor Ort bei den Berghuetten eines mieten. Dazu laesst sich sagen, dass die Berghuetten eher luxurioes ausgestattet sind, z. B. mit heissen Duschen, dafuer sind die Preise auch entsprechend hoch.

Im Valle de FrancesFuer eine Uebernachtung im Schlafsaal mit Nachtessen und Fruehstueck bezahlt man mehr als in der Schweiz, obwohl Chile ansonsten halb so teuer ist. Auch fuer die Zeltmiete bezahlt man mindestens 20 CHF. Ok, so ein Zelt waere auch fuer drei Leute. Aber wir wollten natuerlich unser eigenes "Super-Zelt" benutzen, denn schliesslich haben wir es um die halbe Welt geschleppt.


Am Lago NordenskjoeldDie Landschaft des Parks ist wunderschoen. Man sieht riesige blaue Bergsehen, neben riesigen atemberaubenden Gletschern, gruene Wiesen und Waelder, Berge und Felsen. Die Wege sind gut beschildert und gut begehbar. Es ist darum auch verstaendlich, dass der Park so touristisch ist. Alle Touristen besuchen den Park, die Berghuetten und Campingplaetze sind voll. Dabei ist zu bedenken, dass es in der Hochsaison Januar und Februar noch voller und damit auch teurer sein wird.
Schlussendlich waren wir doch etwas froh, denn Park wieder zu verlassen, denn es war anstrengend mit dem Ruchsack jeden Tag vier bis sechs Stunden zu laufen.


Auf dem Weg zu den TorresWieder in Puerto Natales angekommen, brauchten wir erstmals einen Tag Pause um uns zu erholen und auch um unsere verdreckten und stinkigen Kleider waschen zu koennen. Michael hatte nur ein Paar lange Hosen dabei, als dies beim Waschen war, musste er seine kurzen Hosen anziehen. Man bedenke: Alle anderen trugen Muetzen und Schale. Die Aufmerksamkeit der Fussgaenger war ihm jedenfalls sicher.

Las TorresDa wir uns vorgenommen haben, im Fruehling zuruck in der Schweiz zu sein, gerieten wir langsam etwas unter Zeitdruck mit unserem Pferdetrekking. Urspruenglich wollten wir auch Feuerland und Kap Horn besichtigen, doch dies haben wir inzwischen alles gestrichen. Andernfalls wuerden wir mit den Pferden im Stress sein und das wollen wir nach all diesen Vorbereitungen nun wirklich nicht. Vor allem um das Kap Horn mit einem Segelschiff zu umfahren (was urspruenglich Regis Traum war) benoetigt man mindestens eine Woche Zeit und es ist auch extrem teuer. Man kann einfach nicht alles machen und diesmal liegt nun der Schwerpunkt auf der Pferdetour. Aber wer weiss, aufgschoben ist bekantlich nicht aufgehoben.

Glaciar Perito MorenoFolglich traten wir unsere "Rueckreise" nach Norden auf argentinischer Seite an. Zu dritt fuhren wir mit dem Bus nach El Calafate (Argentinien). An der Grenze ging alles sehr schnell und einfach. Das war der einfachste Grenzuebertritt, den wir bis jetzt machten.
El Calafate ist auch voll von Touristen, trotdem hatten wir Glueck und in einer der Jugendherbergen waren noch Better frei. El Calafate selbst ist nichts besonderes, ausser das es alles zu bieten hat, was ein Touristenherz begehrt. Zudem ist El Calafate der Ausgangspunkt um den beruehmten "Moreno-Gletscher", der sich im Nationaplark "Los Glaciares" befindet, zu besichtigen. Der Gletscher ist super beeindruckend, er endet in einem See mit einer fuenf Kilometer Eisfront, die 60 Meter ueber das Wasser ragt. Von der Gletschfront brechen mit ohrenbetaeubendem Krach fortlaufend Eisstuecke ab und fallen ins Wasser.

Fitz RoyZu diesem Gletscher fuhren wir mit einem kleinen Mietauto, dass wir in El Calafate gemietet haben. Mit diesem Auto fuhren wir dann direkt nach El Chalten am Fusse des Fitz Roys. Auch El Chalten ist enorm touristisch, es besteht eigentlich nur aus Gasthaeusern und Restaurants. Dementsprechend sind auch wieder die Preise. Nach einigem Suchen hatten wir endlich Glueck und fanden eine super nette, saubere Juegendherberge die noch drei Betten frei hatte.