Montag, Juli 24, 2006

Im Schnellzug durch Nordwestchina

Schon vor unserer Trekkingtour ist Mac waehrend drei Tagen in Lhasa herumgerannt um Tickets fuer den neuen Zug zu kriegen. Es wussten zwar alle von dem neuen Zug, aber jeder erzaehlte etwas Anderes in Bezug auf die Beschaffung der Tickets. Schliesslich konnten wir unser Tourbuero dazu verknurren, sich waehrend unserer Abwesenheit um die Tickets zu kuemmern, was auch geklappt hat.

Lhasa HauptbahnhofWeil die Reise von Lhasa nach Xian 38h dauerte, entschieden wir uns fuer die Kategorie "Softslepper", was sich als weiser Entscheid herausgestellt hatte. Es gibt da naemlich eine Tuer zum Abschliessen und sogar einen Fernseher. Im Fernseher liefen 4 verschiedene Propaganda-Filme ueber die neue Zugstrecke und 2 Filme von denen einer mit englischem Untertitel war.

Grasland in TibetNachdem wir die schoene Scenerie von Tibet hinter uns gelassen hatten und die Filme auswendig kannten, wurde es allmaehlich langweilig und es waren immer noch 10h zu fahren. Regi ist aufgefallen, dass es auf dem Zug fast mehr Personal als Fahrgaeste gibt (etwas uebertrieben) und sie es trotzdem nicht schaffen, die Toilette einigermassen sauber zu halten.

See in TibetUm 23:00 traffen wir endlich in Xian ein und hatten bald eine Bleibe gefunden. Das Stadtzentrum von Xian ist mit einer intakten Stadtmauer umgeben und neben einigen alten Gebauden ist die Stadt extrem modern. Hier krigt man BigMac, Vichy, Rolex aber keine Tampons. Stimmt nicht! Nachdem wir 1h umhergefragt hatten und schliesslich in der Apotheke landeten, wo sie uns Zaepfchen geben wollten, haben wir gemerkt, dass die Uebersetzung fuer Tampon im Chinesischwoerterbuch falsch war. Ja nu, Regi ist nun mit ob eingedeckt.

Das Hochplateau von TibetAm naechsten Tag ging es zur beruehmten Terrakotta Armee. Die Chinesen haben daraus eine riesen Touristenattraktion gemacht und propagieren die Staette als achtes Weltwunder. Ehrlichgesagt waren wir etwas enttaeuscht. Die Ausstellung zeigt nicht mehr, als die Bilder, welche in Zeitschriften oder im Fernsehr zu sehen sind.

Terrakotta ArmeeUm langsam in Richtung Mongolei zu gelangen machten wir uns mit dem naechsten Zug nach Hohhot auf, wo es ein Mongolisches Konsulat gibt. Die Reise dauerte 24h aber diesmal im Hardslepper. In unserem Abteil war unter anderen eine Mutter mit ihrem 16 jaehrigem Sohn, der einigermassen English sprechen konnte.




Terrakotta ArmeeEr kuemmerte sich um uns, wie wenn wir zwei hilflose Touristen waeren. Am Anfang war das ja nett aber nach 24h war es zuviel des Guten und wir waren froh in Hohhot angekomen zu sein.

Mittwoch, Juli 19, 2006

Lhasa - Everest Retour

Weil unsere belgischen Freunde nur 4 Wochen Ferien hatten, war das Programm entsprechend vollbepackt mit Sightseeing.

Reiseplan:
Tag 1: Auto 7h Lhasa - Yamdrok Tso - Gyantse
Tag 2: Auto 7h Gyantse - Shigatse - Lhatse
Tag 3: Auto 5h Lhatse - Shegar- Tingri
Tag 4-7: Trekking 70km Tingri - Everest BC - Rongphu
Tag 8: Auto 7h Rongphu - Shegar - Lhatse
Tag 9: Auto 8h Lhatse - Shigatse - Lhasa


Yamdrok TsoNatuerlich war uns das viele Auto fahren ein Dorn im Auge, aber in Tibet kommt man ohne Auto nicht weit. Ausserdem folgte die Route groesstenteils dem Friendship Highway (Strasse zwischen Lhasa und Katmandu) was ziemlich vielversprechend toente. Schliesslich war die Strasse nicht viel besser als die, welche wir bereits in Tibet kennen lernten.

Dzong von GyantseDie Fahrt war wieder von ueberwaeltigender Natur gepraegt und diesmal fuhren wir wirklich durch die Wueste. Neben der Strasse ragten teilweise richtige Sandduenen in die Hoehe.




Tashilunpo KoraIn Gyantse, wo wir unsere erste Nacht verbrachten, hatten wir gluecklicherweise wieder einmal ein super Zimmer zu einem erstaunlich guenstigen Preis. Tibet ist wahnsinnig teuer (2-3 mal teurer als Kunming).




Unser Horseman mit Camel Trophy im HintergrundAm naechsten Tag ging es dann via Shigatse nach Lhatse. In Shigatse fand gerade ein buddhistisches Fest statt und wir gingen die Kora um das Kloster Tashilunpo. Dies war sehr eindruecklich, alles voll von Pilger (und Scheisse, weil die Pilger einfach gerade dort hinmachen, wo sie gerade sind).


Nam La Pass 5000hmAm dritten Tag erreichten wir Tingri, wo wir noch am selben Tag einen Horseman mit Wagen fuer unser Gepaeck auftreiben konnten und die ersten 12km zu Fuss zuruecklegten. Unser Camp errichteten wir neben einem Fluss mit total lehmigem Wasser.


Camp beim Nam La PassLeider war dies die einzige Wasserquelle und Mac versuchte die Sosse durch unseren Wasserfillter zu pressen. Leider ohne Erfolg, denn der Filter war nach 5 Pumpstoessen verstopft. Zum Glueck hatten die Belgier (Dominik und Jo) noch Micropur (Wasserentkeimungstabletten) dabei.


SchafherdeWeiter ging es zum Nam La Pass, wobei wir zwei Fluesse ueberqueren mussten. Der Horseman hatte da ueberhaupt keine Muehe und wir stellten uns echt etwas daemlich an. Bei einem Fluss kam er mit dem leeren Wagen zurueck um uns hinueber zu kutschieren. Das Wetter war nicht hervorragend und wir spuehrten immer wieder Tropfen. Denoch blieben wir vom grossen Regen verschohnt.

Expeditions YakAm fuenften Tag erreichten wir Rongphu und sahen somit erstmals den wolkenverhangenen Chomolangma [Tschomolangma]. So nennen die Tibeter den Mt. Everest. Diesmal blieb der Regen nicht aus und die GoreTex-Jacke musste ihre Dienste erweisen.


Mt. EverestAm naechsten Morgen war der grosse und einzige Moment, wo wir komplete Sicht auf den Everest genossen. Nach der obligaten Noodlesoup zum Fruehstueck liefen wir ohne Horseman und folglich mit unseren Rucksaecken Richtung Everest Base Camp los.


Auf zum Base CampWaehrend des Tages verschlechterte sich das Wetter zusehends und nachdem wir unsere Zelte im Everest Base Camp aufgerichtet hatten fing es ernsthaft zu regnen an.




Mac & Regi Base Camp auf 5150hmAuch am naechsten Tag war das Wetter nicht besser und wir entschieden uns wieder nach Rongphu abzusteigen, wo unser Driver bereits wartete. Bald hatten wir uns entschlossen den Reiseplan zu aendern und noch am selben Tasg nach Shegar aufzubrechen. Die Entscheidung stellte sich als richtig heraus, denn das Wetter verschlechterte sich weiter.

Leeres Everest Base CampVia Shigatse fuhren wir dann am 8. und 9. Tag zurueck nach Lhasa und genossen dort im schoenen Yak Hotel nach 9 Tagen die saubere Gemeinschaftsdusche mit warmem Wasser. Wir fuehlten uns wie neu geboren, als der saeuerlich penetrante Schweissgestank endlich weg war.

Dienstag, Juli 18, 2006

Lhasa die City

Unsere Vorstellung von Lhasa stimmte ueberhaupt nicht mit der Wirklichkeit ueberein. In unseren Koepfen war ein Bild einer einfachen Stadt voller Pilger und Moenche mit vielen Tempeln und der Potala als Zentrum.

Morgenstimmung in LhasaNicht so! Lhasa ist eine grosse, verhaeltnismaessig moderne Stadt und die Potala in Lhasa ist mit dem Eifelturm in Paris zu vergleichen. Es gibt ueberfuellte Strassen, Supermaerkte, Luxushotels, einen Flugplatz und seit neuem auch einen Bahnhof. Trotzdem gefiel es uns sehr gut in Lhasa. Lhasa hat immer noch eine angenehme Atmosphaere.

Auf dem Dach vom JockhangIn der Altstadt befindet sich der Jokhang, der heiligste Tempel in der Welt des tibetischen Buddhismus, dort ist auch noch etwas von der erwarteten Spiritualitaet Lhasas zu finden. Auf der Kora (dem Weg um den Tempel) trifft man massenhaft auf Pilger: die einen mit Gebetstrommeln, die andern mit Handschuhen und Knieschoner um die Kora mit ihrer Koerperlaenge zu messen.

Pilger vor dem JokhangAuch das Innere des Tempels ist sehr mystisch, denn es ist Leben darin. Der Tempel besteht aus unzaehligen Nischen mit verschiedenen Buddhas und jeder Buddha ist fuer etwas Anderes zustaendig. Dies ist fuer uns natuerlich ein Buch mit sieben Siegeln.


Jokhang HaupthalleDie Potala, das Wahrzeichen von Lhasa, ist schon sehr beeindruckend. Sie diente einst als Sitz des Dalai Lama und war Kloster und Festung zugleich. Heute ist es eher mit einem Museum zu vergleichen. Unserer Meinung nach lohnt sich der teure Eintritt (momentan 30 EUR) nicht. Doch was will man, Lhasa zu verlassen ohne die Potala von innen gesehen zu haben, waere doch ehrlich gesagt auch eine Schande. Man wuerde sich doch danach das ganze Leben fragen, wie dieses prachtvolle Gebaeude wohl won innen aussehen wurde. Oder nicht???

PotalaWaehrend unserer Erkundung von Lhasa suchten wir nach einer Moeglichkeit, in Tibet endlich unsere Campingausruestung zu gebrauchen, die wir seit 4 Monaten beinahe vergebens herumgeschleppt haben.



Lhasas AltstadtSchon am zweiten Tag in Lhasa lernten wir ein belgisches Paerchen kennen, welches noch zwei weitere Personen fuer eine Trekking-Tour suchte. Bald hatten wir uns arrangiert und zwei Tage spaeter ging es guten Mutes los.

Samstag, Juli 08, 2006

Auf dem Landweg nach Lhasa

Am 29.6 stopften wir unsere Rucksaecke endlich in den LandCruiser und fuhren los Richtung Lhasa. Waehrend des 8-taegigen Trips mit Sandra und Fiona legten wir 1696km auf mehr oder weniger guten Passstrassen zurueck.

2000hm TremolaObwohl die Schneeberge groesstenteils mit Wolken verhangen waren, war die Landschaft einzigartig. Nach jedem groesseren Pass (teilweise bis 5000m) wechselte die Landschaft. Einmal fuhren wir durch Afganistan, dann durch die Schweiz, dann durch Spanien und dann erneut durch Afganistan. Diese Eindruecke hatten wir jedenfalls.

SchneebergObwohl wir einen recht komfortablen Jeep hatten, war die Reise anstrengend. Die Strasse war teilweise so schlecht, dass man sich auf seinem Sitz festklammern musste und das teilweise waehrend 7 Stunden.



Fun CruiseGluecklicherweise blieb der grosse Regen aus und wir blieben von ernsthaften Erdrutschen verschont. Ein grosser Teil der Huegel und Berge ist einfach Schutt und man kann sich gut vorstellen, was da bei heftigem Regen passieren kann.






MekongWas uns sehr faszinierte, sind die Fluesse, welche wir innerhalb kurzer Zeit passierten. Yangzi, Mekong und Brahmaputra sind Namen, die uns schon seit einer Weile auf unserer Reise begleiteten. Mit dem Meili Snow Mountain und dem Namcha Barwa haben wir auch zwei der heiligsten Berge des Buddismus gesehen oder zumindest die davorhaengenden Wolken.

Moench in GelupkaAuch die Besuche in den beiden Gelukpa-Kloestern in Bamda und Ganden waren sehr eindruecklich. In Bamda kommen nur sehr selten Touristen vorbei und zwei Moenche oeffneten speziell fuer uns das Kloster und fuehrten uns herum. Die beiden Kloester gehoeren zum Gelukpa-Orden (Schule der Tugendhaften). Der Gelukpa-Orden ist eine von vielen Schulen des tibetischen Buddhismus.

Kloster GandenDie meisten Leute die wir trafen, waren sehr freundlich. Sehr amuesant waren die Tibeter, die uns dauernd irgendeinen Pilz oder eine Wurzel verkaufen wollten und sich benahmen wie Drogendealer.



Tibetan Hells AngelsWas weniger angenem war, war die dauernde chinesische Militaer- und Polizeipraesenz. Teilweise waren in den kleinen tibetischen Doerfern mehr Militaer als Zivilisten zu sehen.



DoerfchenEin grosses Problem war auch unser chinesicher Driver. Fuer ihn waren wir Frachtgut, das so schnell wie moeglich von A (Zhongdian) nach B (Lhasa) spediert werden musste. Dementsprechend rasste er und ueberholte dauernd in Linkskurven, was einigemale ziemlich brekaer war. Ausserdem war er sehr unfreundliche und am Ende war ihm ein Haendeschuetteln als Abschied noch zuviel.

Mingyong Gletscher (2700hm)Abgesehen von Knieproblemen vom ewigen verkrampften Sitzen und einem wiederholten Schock ueber die scheusslichen, stinkenden, offenen Schlitz-Toiletten der Chinesen kamen wir unversehrt aber erschoept in Lhasa an. Allerdings koennte man froh sein, wenn man eine im wahrsten Sinne des Wortes verschissene Schlitz-Toilette hat. Denn auf dem Land hat es oft nur ein kleines Holzhaeuschen, unter dem die Exkremente einfach hervorrinnen.

Aussicht von einem der PaesseBeim Betreten des abscheulich von weitem stinkenden Haeuschen muss man also aufpassen, dass man nicht in die Sauce steht... . Wenn man als Frau noch ungluecklicherweise die Tage hat und somit mehr Zeit im Haeuschen benoetigt als andere, dann ist wirklich die Gelegenheit da, sich in Mentalem Training zu ueben und sich vorzustellen, man sitze zu Hause auf seiner Lieblingstoilette. Aber wie immer moechten wir auch an dieser Stelle ehrlich sein; wir erledigten unser Geschaeft oft im idyllischen Gruenen ohne Stress und Gerueche.

SteinseeLetztendlich sind wir ubergluecklich, eines unserer Traumziele erreicht zu haben und den von weitem beeindruckenen Potala nicht immer nur auf Bildern sondern in Realitaet sehen zu koennen.